Es ist Hauptstadtkongress Medizin und Gesundheit in Berlin. Die jährliche Leitveranstaltung der Branche findet mit 8.000 Entscheidern aus Gesundheitswirtschaft und Politik zum 20. Mal statt. Ich habe mich in diesem Jahr mit dem Krankenhaus Rating Report und mit der Akademisierung der Pflege befasst. Ungeplant begegnete ich zwei mutigen Frauen. Die eine traute sich vor die Kamera, die andere bekam einen Preis dafür. Nicht irgendeinen.
Melina Hipler (rechts) wurde 2016 für ihre Motive „Freifühlen“ (hier im Hintergrund) mit dem 1. Preis im Fotowettbewerb SCHWERE[S]LOS ausgezeichnet. Die angehende Kommunikationsdesignerin hatte sich zum ersten Mal an Unterwasserfotos versucht. Die Assoziation kam ihr, als sie sich mit dem Thema „Adipositas“ auseinandersetzte. „Vorher wusste ich fast nichts über diese Erkrankung“, sagt die Wahl-Hamburgerin. Für ihr Model Kathrin Gadomski war es nicht leicht, sich im Badeanzug zu zeigen. Doch sie war begeistert, „dass endlich mal jemand offen mit dem Thema umgeht“. Initiiert wurde das Aufklärungsprojekt von der DAK und Johnson & Johnson Medical.
Jeder vierte Erwachsene zwischen und 18 und 79 Jahren ist fettleibig. Dass krankhaftes Übergewicht viele Ursachen haben kann, wissen viele Menschen nicht. Adipöse sind nicht nur körperlich eingeschränkt, auch ihre psychische Lebensqualität leidet. Häufig werden sie ausgegrenzt oder gemieden. „Übergewicht ist nicht die Schuld des Einzelnen, sondern geht uns alle an – es kommen viele Faktoren zusammen, die Übergewicht begünstigen und auslösen können“, sagt Claudia Luck-Sikorski, Professorin für Psychische Gesundheit und Psychotherapie in Gera und Leipzig.
26 Bilder umfasst die sehenswerte Wanderausstellung, die seit einem Jahr durch Deutschland tourt und bereits bis 2018 reserviert ist. Keineswegs sind nur fettleibige Menschen zu sehen. Und wenn, überraschen einige. Mit Spagat, flotten Sprüchen oder einer bildhaft inszenierten, bewältigten Lebensstiländerung. Mir bleibt im Gedächtnis, wie Wettbewerbsteilnehmerin Clara Sonntag das Thema bearbeitet. Was haben ein halber Apfel, anderthalb Möhren, fünf Gummibärchen, eine Scheibe Knäckebrot, siebeneinhalb Salzstangen oder zwölf Weintrauben gemeinsam? Jeweils 40 kcal. Klingt wahrlich nicht viel. Aber: „Wenn unsere Energieaufnahme den Verbrauch von 40 kcal pro Tag übersteigt, nimmt man circa 68 Kilogramm im Zeitraum zwischen dem 25. und dem 65. Lebensjahr zu.“
Foto: ©Dagmar Möbius
Model Kathrin Gadomski und Fotografin Melina Hipler (rechts) sind stolz auf die gemeinsam erreichte Auszeichnung im Fotowettbewerb „SCHWERE[S]LOS“.