Mich faszinieren Menschen mit Vision. Wie meine Freundin Franziska, die das Klima retten will. Seit Jahren spricht sie über den Regenwald, über die Auswirkungen auf die Welt und darüber, was man tun kann. Dass „man“ etwas tut, darauf verlässt sie sich nicht. Sie handelt. Und wird zuweilen belächelt. Doch immer mehr Leute verstehen, dass auch eine „kleine Hausfrau“, wie sie sich selbst nennt, Sinnvolles tun kann. Sogar in Bonn.
„Die Welt braucht mehr Bäume“, findet Franziska. Sie ist überzeugt davon, dass es zwar eine große Spendenbereitschaft für Klimaprojekte gibt, das Vertrauen jedoch gering ist. Das will sie ändern. Deshalb hat sie einen Blog entwickelt, auf dem sie Aufforstungsprojekte weltweit vorstellt und nach Kriterien wie Expansivität, Transparenz, Biodiversität, Effizienz und Nachhaltigkeit bewertet. So erfahren potenzielle Spender, wo es sinnvolle Klimaschutzprojekte gibt, um welche Waldarten es sich handelt, was ein Hektar Neu- oder Schutzfläche kostet, und können sich entscheiden, ob und welche Vorhaben sie unterstützen wollen. Als Ranking will die Initiatorin ihre Arbeit nicht verstanden wissen. Sie möchte eine Konkurrenz zwischen den vorgestellten Projekten vermeiden, sondern lieber mit Vorbildern werben.
Franziska nimmt kein Geld. Im Gegenteil: sie hat jede Menge privates Geld in ihr Projekt pro-verdura.info gesteckt und ist dabei einige Umwege gegangen. Der Domain-Name setzt sich aus einer Wortschöpfung zusammen und steht für dauerhaftes Grün. Die Worte stammen aus dem Spanischen und heißen übersetzt pro = für, verde = grün, durar = dauern. Die Initialzündung zum Projekt hatte sie im Jahr 2007, doch die Idee musste reifen. In ihrer Elternzeit 2011 erarbeitete sie die Grundlagen für das geplante Portal. Zwischenzeitlich zweifelte sie: „Ist der Klimawandel vielleicht doch nicht so schlimm? Ist das Projekt für mich zu groß?“ Nach einer Reise an den Gardasee im Herbst 2015, den sie seit ihrem zwölften Lebensjahr kennt, wurde ihr klar: „Ja, es ist so schlimm und ich muss etwas tun. Jetzt.“
Franziska versteht ihr ehrenamtlich betriebenes Projekt als Informationsangebot. Es ist ihr Beitrag, nicht abzuwarten, sondern aktiv zu werden. Dabei will sie als Person im Hintergrund bleiben. Nicht, weil sie nicht zu ihrer Sache steht, sondern weil sie meint, so etwas könne jeder Mensch und es gehe nicht um sie. Influencer denken anders. Franziska will nicht berühmt werden. Sie hat einen „ordentlichen Job“ und eine Familie, mit der sie Spanisch spricht (daher auch der Name des Blogs). Ihre Kollegen und Freunde wissen von ihrem Engagement. Sie ist keine Journalistin, obwohl sie gut analysieren, flüssig schreiben und unerschrocken argumentieren kann.
Auf dem Blog sind aktuell 21 Projekte online. Bei Facebook folgen pro-verdura 419 Personen (Stand 23. November 2017). „Es ist noch viel zu tun“, weiß Franziska. Kürzlich fuhr sie spontan zur Welt-Klimaschutzkonferenz in Bonn. Was sie dort erlebt oder besser nicht erlebt hat, hat sie hier aufgeschrieben. Darüber könnte man schmunzeln, wenn es nicht so ernst wäre. Man könnte ihr vorwerfen, naiv zu sein. Doch sie weiß genau, was sie tut. Die Fragen, die sie aufwirft, habe ich so noch von keinem Journalistenkollegen gelesen. Aber zugegeben: mein Kernthema war und ist nicht der Klimaschutz. Dass ich mich mehr damit beschäftigen muss, weiß ich spätestens seit Anfang Oktober 2017, als der Orkan Xavier wütete. Auch in meinem Landkreis kamen Menschen zu Tode, es fuhren tagelang weder Bahnen noch Busse, die Schäden sind teilweise noch heute zu sehen. Abwarten und Tee trinken kann man wirklich nicht.
Foto: Archiv Dagmar Möbius
Liebe Dagmar,
danke für Deinen mitfühlenden Kommentar bzw. Artikel.
Und ich muss noch etwas ergänzen: Blogger unterliegen auch der Pressefreiheit. So bin ich zwar keine professionelle Journalistin, aber die Webseite pro-verdura.info ist ein Online-Medium…. Online-Medien sollten uneingeschränkten Zugang zu so wichtigen Konferenzen wie der UN-Klimakonferenz haben. Vor allem dann, wenn sie friedlich und für Bäume sind. Ich danke Dir.
Franziska
Genau darum ging es mir: zu zeigen, wie Macht über Meinungs- und Pressefreiheit bestimmt – bei einem Thema, dass alle angeht.