Damit der Ofen nicht ausgeht

Als ich in den Landkreis Oberhavel nördlich von Berlin (Werbeslogan „direkt drüber!“) zog, erlitt ich einen kleinen Kulturschock – aus einer barocken Landeshauptstadt mit viel Kultur in eine ländliche Kleinstadt mit viel verblichener Industrie und wenig Charme. Der noch heute richtigen Entscheidung folgend suchte ich Schönes, um mich mit der neuen Heimat anzufreunden. Natürlich gab es das! Das Ofen- und Keramikmuseum in Velten beispielsweise. Es beherbergt einen wahren Schatz an Kultur- und Industriegeschichte. Alle Besucher aus nah und fern, die ich in die 1872 gegründete und 1899 gebaute Ofenfabrik A. Schmidt Lehmann & Co., schleppte, staunten über das mehr von Touristen als von Einheimischen besuchte Haus. 2015 eröffnete direkt nebenan das moderne und genauso sehenswerte Hedwig Bollhagen-Museum.

Nun soll die denkmalgeschützte Ofenfabrik verkauft werden. Für mehr als eine Million Euro. Das Ofen- und Keramikmuseum, das zwei Etagen des Gebäudes als Mieter nutzt, müsste sich einen neuen Standort suchen. Der Exponate-Bestand aus wertvollen Öfen und Keramik aus vielen Jahrhunderten würde in Depots lagern oder wäre der Öffentlichkeit gar nicht mehr zugänglich. Im schlimmsten Fall würden am historischen Standort Luxuswohnungen entstehen.

ABER: der Förderverein des Ofen- und Keramikmuseums will die Immobilie mit Hilfe einer Schweizer Stiftung erwerben und erhalten. Im Dezember 2017 startete die Aktion „Ziegelpate“. Für fünf, zehn oder 25 Euro konnte man symbolisch einen Ziegelstein erwerben. Alle Spender sollen später im Museumsfoyer genannt werden. Mehr als 200 Ziegelpatenschaften wurden bereits während des Weihnachtsmarktes vor Ort geschlossen. Auch ich bin Ziegelpate geworden und habe eine Ziegelpatenschaft verschenkt – kam übrigens sehr gut an.

Unter dem Motto „Die Omi, der Apfel und wir …“ kann jetzt jeder über die Crowdfunding-Plattform Startnext helfen, das vielfach ausgezeichnete, bedeutendste Ofenmuseum Deutschlands, zu retten. Bis Ende Januar 2018 sollen 43.100 Euro zusammenkommen, in einer zweiten Phase 406.000 Euro. Der Förderverein des Ofen- und Keramikmuseums muss einen Eigenanteil in sechsstelliger Höhe erwirtschaften, damit das Gebäude gekauft werden kann. Originelle Dankeschöns winken.

Foto: Archiv Dagmar Möbius

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