„Es ist besser, ein einziges kleines Licht anzuzünden, als die Dunkelheit zu verfluchen.“ An dieses Zitat von Konfuzius musste ich im zurückliegenden Jahr 2024 oft denken. Es war ein Jahr voller Höhen und Tiefen, schöner und trauriger Momente, beruflich und privat. In der Adventszeit regt der konstruktive Gedanke offenbar viele Menschen an. Unter dem Weihnachtsbaum liegt ein Teil Geschenke von Mitgliedern (m)eines Sportstudios. Sie wurden der Bahnhofsmission Berlin übergeben, die sie an Bedürftige verteilt.
Weil hier in den letzten zwölf Monaten nur wenige Beiträge erschienen, fasse ich einige Ereignisse wie im Vorjahr 2023 zusammen. Die Auswahl betrifft berufliche und private Erlebnisse, abseits von Schlagzeilen.
Januar 2024
Ich absolvierte einen Studienaufenthalt in der Schweiz. Ausgezeichnet mit einem PROMOS-Stipendium des Deutschen Akademischen Auslandsdienstes beschäftigte ich mich an der zhaw Winterthur während der International Winter School mit „Interprofessioneller Gesundheitsversorgung in komplexen Fällen“. Die mit meiner internationalen Gruppe abzuleistende Prüfungsleistung wurde mit der Note „5,5“ bewertet – wobei die „6“ in der Schweiz die beste Zensur ist. Meinen Bericht hat das International Office der Alice Salomon Hochschule in anonymisierter Form veröffentlicht. Er kann bei mir angefordert werden.
Februar 2024
Zum einzigen Konzert in diesem Jahr fuhr ich nach Marzahn, um „Die schönsten Balladen aus dem Land vor unserer Zeit“ live zu erleben. Bei nur fünf Terminen bundesweit ein Muss.
Zudem recherchierte ich in Quedlinburg auf den Spuren der vergessenen Medifa – der Artikel ist noch unveröffentlicht.
März 2024
Zwei Prüfungen waren abzulegen und ich begann, meine Bachelor-Arbeit zu schreiben. Weiterhin nebenberuflich. Die meisten Abende und Wochenenden der folgenden Monate verbrachte ich im Studierstübchen. Zudem schrieb ich Artikel über Apps für Patient*innen und das E-Rezept, porträtierte mehrere Medizinische Fachangestellte, darunter einen männlichen, der Ruhe in seine Praxis bringt. Und ich besuchte VEB Museum.
April 2024
Der Sachverständigenrat zur Begutachtung der Entwicklung im Gesundheitswesen und in der Pflege der Bundesregierung veröffentlichte sein Gutachten 2024. Warum die 332 Seiten lesenswert sind, habe ich für das PKV-Institut München aufgeschrieben (erschienen ohne Autorenkürzel). In den 660 aufgeführten Punkten werden strukturelle Defizite im deutschen Gesundheitssystem benannt und Möglichkeiten genannt, wie die „die knappe und kostbare Ressource Fachkräfte“ gezielter und nachhaltiger eingesetzt werden kann.
Stolz bin ich darauf, dass die Sprechstundenschwestern im Gutachten auftauchen. Das ist kein Zufall, sondern ich wurde vorab um ein Expertenstatement zur Tatsache gebeten, dass die Anzahl an Medizinischen Fachangestellten der Altersgruppe über 55 Jahre bezogen auf die Bevölkerung in den östlichen Kreisen im Vergleich zu den süd- und westlichen Kreisen überdurchschnittlich hoch ist. Meine Hypothese findet sich in Punkt 155 wieder.
Mai 2024
Ich war auf einer Hochzeit! Der ersten seit sehr langer Zeit. Meine langjährige Freundin Maren tanzte auf einem Schloss in Mecklenburg mit ihrem Mann ins Eheglück. Und ich geriet in eine diverse Hochzeitsgesellschaft – im wahrsten Sinn des Wortes. Aber keine Story dringt an die Öffentlichkeit. Außer: Es war schön!
Juni 2024
Endspurt für meine Forschungsarbeit.
Meine Mutter schickt mir ein Foto von einer Reise. Es wird das letzte sein, doch das weiß ich zu dem Zeitpunkt nicht. Sie selbst auch nicht. Sie plant und organisiert nach ihrer Rückkehr den Alltag, wie immer. Doch plötzlich wird sie schwach, sehr schwach und nimmt rapide an Gewicht ab. Als jemand, der auf onkologischen Stationen gearbeitet hat, ahne ich, was das bedeutet. Und der Befund bestätigt sich … Familiäre Pflege ist zu intensivieren, ich pendle in meine Heimat.
Juli 2024
Im Juli mache ich meine unbezahlte Nebenbeschäftigung öffentlich und thematisiere Unpaid Care Work. Noch hoffe ich, dass die schwere Erkrankung uns nicht alles abfordern wird. Doch das tut sie.
In einer dringend nötigen Luftholpause gehe ich ins Kino, zur Premiere von ZWEI ZU EINS. Der Streifen führt zurück in die Nachwendezeit und erzählt eine Geschichte über die Währungsunion, die sich so oder so ähnlich zugetragen hat.
Eine Woche vor Abgabeschluss reiche ich meine Bachelor-Arbeit ein, gewinne dadurch wertvolle Zeit und habe nun den Kopf frei. Palliativpflege hatte ich mir für diese Etappe nicht vorgenommen, doch die Familie und ich sind dankbar, dass wir sie in Anspruch nehmen können.
August 2024
Nach dem Tod meiner Mutter ist zusätzlich der Alltag eines 85-jährigen Witwers mit Pflegegrad 2 zu organisieren. Zahlreiche geplante Termine in meinem Kalender müssen mit „entfällt“ markiert werden. Auch mein Newsletter entfällt.
September 2024
Die Berliner Zeitung veröffentlicht meinen Open-Source-Artikel Pflegenotstand: Würde eine späte Anerkennung der DDR-Fachkräfte helfen?. Die Reaktionen darauf arbeite ich immer noch ab.
Während einer kurzen Auszeit sammle ich Schwedische Inspirationen.
Oktober 2024
„Da musst du durch?! Nein!“ Innerhalb der Woche der Seelischen Gesundheit veranstalten zwei Helpline-Kolleginnen und ich einen Online-Workshop unter dieser Überschrift.
November 2024
Das Helpline-Team trifft sich in Berlin zum dreitägigen Auffrischungsworkshop. Wir müssen erfahren, dass unser Kollege Andreas Lorenz nach schwerer Krankheit mit 62 Jahren gestorben ist.
Meine ehemalige Geschichtslehrerin, die Vorsitzende des Landesverbandes der Jüdischen Gemeinden Sachsens, Dr. Nora Goldenbogen, stirbt. Mein Interesse für historische Forschung verdanke ich ihr. Für mich bleibt die mutige Kämpferin gegen Antisemitismus unvergessen.
Dezember 2024
Einen Tag nach dem 3. Advent ruft mich die Friedhofsverwaltung an. Ein verwirrter Mann ist mit dem Auto über den Friedhof gefahren und hat (nur) unser Familiengrab schwer beschädigt. Ein Vorfall, wie es ihn an diesem Ort der Stille noch nie gegeben hat. Eine öffentliche Polizeimeldung existiert dazu nicht, aber es wird ermittelt. Als Urnenstellenverantwortliche muss ich mich um die Reparatur kümmern.
Ärgerlich, aber kein Vergleich mit der kurz darauf verübten mutmaßlichen Amokfahrt eines Mannes über den Magdeburger Weihnachtsmarkt, der vielen Familien immenses Leid beschert hat. Auch ich habe viele Fragen dazu. Warum Auffälligkeiten ignoriert wurden. Warum ein offenkundig nicht ausreichend der deutschen Sprache mächtiger Arzt jahrelang ausgerechnet in der sprechenden Medizin mit vulnerablen Personen arbeiten darf.
An dieser Stelle scheint mir jedoch Innehalten am meisten angebracht. In Gedenken an die Verletzten, an die Opfer und ihre Hinterbliebenen, wünsche ich allerseits „Silent Christmas“, Gesundheit, Frieden und Hoffnung für 2025!
Fotos: Dagmar Möbius