Ein knappes Jahr lag zwischen der Idee, ein Sommerferiencamp im Oranienwerk zu veranstalten, und dem ersten Workshop. Ohne tatkräftige Hilfe von Stadt, offenem Kindertreff und vielen Unterstützern hätte der ehrgeizige Plan nie umgesetzt werden können. Manch stressige Vorbereitungswoche war vergessen, als heute begeisterte Ferienkinder Kunst aus Müll bastelten, Gemälde kreierten, sich als Clowns versuchten oder Schlagzeug auf Eimern spielten. Und es geht weiter…
Das Faszinierende an kreativen Menschen ist, dass ihnen ständig etwas Neues einfällt. Glücklicherweise mehr als etwaige bürokratische Hürden. An was alles zu denken war! Organisations- und Informationswege, Finanzen, Versicherungsschutz, Unfall- und Fluchtwege, Ersthelfer, Mittagessen und Getränke, Ruheinseln und einen geordneten Ablauf. Als die Zahl der Anmeldungen für das Projekt stieg, sank die Anspannung. Fast alle geplanten Workshops finden planmäßig statt.
Beim ersten Pressegespräch mit Kindern aus dem offenen Kindertreff KiCInn Oranienburg verblüffte uns die zehnjährige Angeli. „Da ist ein Fehler im Flyer“, sagte sie und zeigte auf den Probedruck. Nichts Orthographisches, nichts Grammatikalisches – ein inhaltlicher Fehler bei den Terminangaben. Mehreren Profis war bei wiederholten Korrekturschleifen nichts aufgefallen. Im wahren Leben hätten wir Angeli sofort engagiert. Solche Nachwuchsreporter braucht das Land! Genau hinsehen, hinterfragen, keine Angst vor Nachteilen. Nun kommt Angeli tatsächlich in meinen Workshop „Reporter für einen Tag“. Ich bin gespannt, was sie und die anderen Ferienkinder beobachten und aufschreiben werden.
„Vorsicht Kinder“-Aufsteller generieren vor und auf dem Gelände Aufmerksamkeit. Alle kreativen und künstlerischen Mieter gehen in den Ateliers und Büros wie gewohnt ihrer Arbeit nach. Im Themen-Foto-Workshop entdecken Mädchen, dass die Natur zwar unzählige Motive bietet, doch dass es sich auch toll anfühlt, als Model „natürlich“ auf der Wiese zu posieren. Vor der Oranienwerkstatt sitzen Acht- bis 13-Jährige an Tischen im Freien und malen. Wie Schule? „Nee, das ist hier was ganz anderes“, grinst ein Junge. Im ehemaligen Werkzeugbau entsteht Kunst aus Müll. Wenn der Kicker nicht ablenkt.
Zwei Teenager besprühen im Zwischenhof alte Flaschen mit Neonfarben. In der ehemaligen Scheuerei lassen sich zwei Mädchen und ein Junge vom Schlagzeuger erste Griffe beibringen. Im Kultursaal verwandeln sich Kinder in Clowns. Ein Junge, der traurig seinen Mittagsgrießbrei löffelte, hat seinen kindlichen Liebeskummer vergessen und läuft vor kleinem Publikum zur Hochform auf. Wartende Eltern und Besucher trinken unter der Linde im Hof Kaffee. Alles entspannt.
Ab 30. August 2017 wird außerdem genäht, gebacken, recherchiert, komponiert, getextet, vorgelesen und sogar übernachtet. Die Ergebnisse des ersten Kids kreativ Oranienwerker Sommerferiencamps präsentieren die Kinder am 1. September 2017 ab 16 Uhr vor Eltern, Teilnehmern und Gästen.
Fotos: ©Dagmar Möbius